Kinderwunsch-Serie Teil 1:

Die bekanntesten homöopathischen Mittel bei Kinderwunsch und ihr Anwendungsgebiet

In den gut vernetzen Kinderwunsch Foren findet man schnell Empfehlungen für homöopathische Mittel, damit die ersehnte Schwangerschaft endlich eintritt. Von Sepia in einer extrem hohen Potenz von C1000 ist da die Rede, von Ovaria in der ersten Zyklushälfte und Bryophyllum in der zweiten Zyklushälfte. Von Alchemilla Urtinktur ist viel zu lesen und die Empfehlungen zu Agnus Castus, auch als Mönchspfeffer bekannt, sind kaum zu verpassen.

Doch diese Empfehlungen sind mit Vorsicht zu genießen, denn nicht jedes homöopathische Mittel ist für jeden geeignet und so kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen bei falscher Mittelwahl oder Überdosierung kommen

Besonders von Einnahmen von Hochpotenzen wie C200 oder C1000 ohne genaue Anamnese und „nur ins Blaue hinein“ ist definitiv abzuraten.

Besonders ärgerlich ist es, wenn ein eigentlich regelmäßiger Zyklus plötzlich durch die Einnahme von für die jeweilige Person ungeeignete homöopathische Mittel völlig aus dem Gleichgewicht gerät, was besonders oft bei Mönchspfeffer Präparaten passiert. Nur ein Heilpraktiker bzw. Homöopath kann im Rahmen einer ausführlichen Anamnese Ihr persönliches homöopathisches Mittel herausfinden und Ihnen eine geeignete Potenz verschreiben.

Im Folgenden stelle ich die bekanntesten Mittel bei Kinderwunsch kurz vor und gebe einen kleinen Einblick, für wen oder welche Symptome die jeweiligen Mittel wirklich geeignet sein könnten. Dies soll jedoch nur zur Information dienen und ersetzt nicht den Besuch bei einem Heilpraktiker, denn die Homöopathie kann noch deutlich individueller und besser wirken, wenn man sich in erfahrene Hände begibt.

Sepia

Für Frauen, die ärgerlich und reizbar durch Kleinigkeiten sind, eine Abneigung gegen Angehörige und den Ehemann verspüren, oft keine Lust auf Geschlechtsverkehr. Eines der wichtigsten Zusatzsymptome ist die Besserung aller Symptome (Kopfschmerzen, Menstruationsschmerzen) durch Laufen oder Joggen. Frauen, die Sepia brauchen, verspüren oft ein Abwärtsdrängen im Becken, als wollten die Organe herausfallen. Die Menstruation ist zu früh und sehr schwächend.

 

Ovaria comp.

Dies ist ein Komplexmittel, das heißt, es besteht aus mehreren homöopathischen Mitteln:

  • Apis regina tota ist keines der großen Kinderwunschmittel und auch kein tief wirksames Mittel. Es ist eher ein Akutmittel bei Entzündungen und Schmerzen in der Ovarialregion, besonders auf der rechten Seite.

  • Argentum metallicum ist ebenfalls ein sehr kleines Mittel mit Bezug zu Schmerzen im linken Eierstock

  • Ovaria bovis ist ein Organpräparat und wird aus dem Eierstock eines weiblichen Rindes gewonnen. Es soll wie ein Vorbild die physiologische Funktion der Eierstöcke anregen.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass man mit Ovaria comp. den Eierstöcken einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben kann, bei tieferen Störungen wird dieses Mittel jedoch nicht ausreichen. Die Potenz ist recht niedrig, es ist dadurch im Normalfall kein störender Einfluss auf den Zyklus gegeben.

 

Bryophyllum

Bryophyllum pinnatum oder auch Kalanchoe pinnata ist eine Pflanze, die in Madagaskar heimisch ist. Zubereitungen aus ihren Blättern werden vor allem in der anthroposophischen Medizin bei Unruhe, Schlafstörungen und einer Reizblase verabreicht. Während der Schwangerschaft wird Bryophyllum zudem als Wehenhemmer eingesetzt. Es ist keine offizielle Wirkung, aber Bryophyllum soll positive Effekte auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle in der zweiten Zyklushälfte haben. Es ist kein Mittel der klassischen Homöopathie, sondern kann eher als pflanzliches Mittel bezeichnet werden, auch wenn eine Potenz angegeben ist. Die Potenz ist recht niedrig, es ist dadurch im Normalfall kein störender Einfluss auf den Zyklus gegeben.

 

Agnus Castus

Agnus Castus, auch Keuschlamm oder Mönchspfeffer genannt, ist der „Star“ unter den pflanzlichen Mitteln in der Kinderwunschzeit. Der Pflanze wird eine Progesteron-ähnliche Wirkung zugeschrieben, die zum Teil auch wissenschaftlich belegt werden konnte. Dank der Anhebung des Progesteronspiegels wird die zweite Zyklushälfte länger. Prämenstruelle Symptome, kurz PMS genannt, werden gelindert, vor allem die schmerzhaften Wassereinlagerungen der Brust vor der Periode. Die Einnahme von Agnus Castus sollte nur in der zweiten Zyklushälfte stattfinden, da sich ansonsten der Eisprung stark verzögern kann und so der gesamte Zyklus verschoben wird. Meist wird Agnus Castus als Filmtabletten mit Extrakt verkauft, ohne Potenzierung. Die Wirkung kann so recht stark sein, wirkt aber auch nur oberflächlich und kurz.
Agnus Castus kann auch als homöopathisches Mittel verschrieben werden. Da zielen die Indikationen weniger auf die Linderung von prämenstruellen Symptomen ab. Vielmehr ist interessant, dass das Mittel bei Sterilität in Kombination mit unterdrückter Menstruation und fehlendem sexuellen Verlangen helfen kann. Als unterdrückte Menstruation bezeichnet man den Zustand nach jahrelanger oder sogar jahrzehnter langer Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln, die den kompletten Menstruationszyklus unterdrücken.

 

Alchemilla

Alchemilla, auch Frauenmantel genannt, gehört ebenfalls zu den am häufigsten eingesetzten pflanzlichen Mitteln bei länger bestehendem unerfülltem Kinderwunsch. Es ist kein Mittel der klassischen Homöopathie und wird im Allgemeinen als Urtinktur verschrieben und nicht potenziert. Alchemilla ist auch in vielen furchtbarkeitsfördernden Tees enthalten. Die Pflanze wird bei unspezifischen Zyklusbeschwerden aller Art eingesetzt. Der wissenschaftliche Beweis für die Wirksamkeit steht jedoch noch aus.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die oftmals sehr gelobte Wirkung einiger pflanzlichen Mittel bei Kinderwunsch nicht ganz nachzuvollziehen ist.

Ovaria und Bryophyllum sind beide nur sehr niedrig potenziert und wirken im besten Fall nur oberflächlich. Eine wirkliche Eizellreifungstörung oder Gelbkörperschwäche wird man mit diesen Mittel nicht behandeln können. Da viele Frauen bereits nach ein paar erfolgslosen Übungszyklen auf diese zwei Mittel zurückgreifen, könnte der Erfolg der Mittel auch nur Zufall sein, da die meisten Frauen ganz natürlich innerhalb eines Jahres schwanger werden. Auf der anderen Seite greifen diese Mittel aber auch nicht zu stark in den Menstruationszyklus ein, so dass es einen Versuch wert sein kann, ohne dass man Nebenwirkungen zu befürchten hat.

Agnus Castus hingegen hat eine starke Wirkung auf den Körper und kann die zweite Zyklushälfte bei einer Gelbkörperschwäche verlängern. Es sollte deshalb nicht in der ersten Zyklushälfte eingenommen werden und auch nicht wenn keine Gelbkörperschwäche vorliegt. Ansonsten könnte dies zu Unregelmäßigkeiten im Menstruationszyklus führen. Ähnliches gilt für Alchemilla, deren Wirkung zwar bisher nicht bewiesen werden konnte, was aber natürlich nicht bedeutet, dass es keine gibt.

Generell gilt übrigens, dass pflanzliche Mittel, die ohne Potenzierung als Extrakt oder Tees eingenommen werden, nach 6 Wochen pausiert werden sollten.

Sepia ist ein tief und sehr lange wirkendes homöopathisches Mittel, das längst nicht nur auf die Fortpflanzungsorgane einwirkt. Um die volle Wirkung zu erzielen, sollte es als Hochpotenz oder als stark potenzierte LM Potenz eingenommen werden. Die Entscheidung, ob nun Sepia das richtige Mittel ist, sollte aber ein erfahrener Homöopath treffen. Interessanterweise gehört Sepia bei manchen großen klassischen Homöopathen allerdings gar nicht zu den bewährtesten Mitteln bei Sterilität. Eine Aufstellung zu den erfolgreichsten Mitteln und ihrer Unterscheidung finden Sie im zweiten Teil der Kinderwunsch Serie.